Der Kampf um die Straße - fotografischer Hintergrund

Fotografien von Aufmärschen der paramilitärischen Verbände sind häufiger überliefert. Oft handelt es sich um professionelle Fotografien zu Werbezwecken, seltener sind private Schnappschüsse, die mehr von den Beeinträchtigungen, wie regnerischem Wetter, erkennen lassen. Aufnahmen von Straßenauseinandersetzungen sind kaum vorhanden, in der offiziellen Partei-Fotografie kamen sie überhaupt nicht vor. Die illustrierten Zeitungen der politischen Lager riefen allerdings dazu auf, ihnen Fotografien von Opfern gegnerischer Gewalt zu senden. So finden sich z.B. in der Illustrierten Republikanischen Zeitung des Reichsbanners Abbildungen von Gewaltopfern aus Braunschweig.

Fotografie blieb auch nach der Errichtung der NS-Diktatur ein Beweismittel für die Gewaltanwendung der Machthaber. Als Akt des Widerstands verbreiteten Angehörige  z.B. Mitte der 1930er Jahre Aufnahmen des Grabes der in Rieseberg ermordeten Antifaschisten. In der Nachkriegszeit tauchten Fotos bei Strafverfahren gegen NS-Täter auf, die zur Dokumentation der Gewaltanwendungen 1933 aufgenommen worden waren.

Im August-Bebel-Hof, einem Vorzeigeprojekt des sozialen Wohnungsbaus aus der Regierungszeit des sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Heinrich Jasper, kam es im Juli 1932 wegen der Entfernung von gegnerischen Fahnen zu einer Auseinandersetzung zwischen SA und Reichsbanner. Der einheitliche „Flaggenschmuck“ nach der Machtübernahme war wahrscheinlich gerade deshalb Anlass für ein Foto.