Im Fokus der Parteifotografen

Eine Woche vor einer Kommunalwahl veranstaltete die NSDAP am 21. und 22. Februar 1931 eine große Kundgebung in Braunschweig. Ein Kongreß im Konzerthaus richtete sich an die Funktionäre der Partei. SA-Leute aus ganz Norddeutschland waren angereist, um an ihrem Führer bei „bestem Hitlerwetter“ vorbei zu marschieren. Die Polizei zählte 8000 Teilnehmer.

Am Vorabend hatte ein Fackelzug zum Börsenhotel Lorenz, dem Quartier Hitlers, statt gefunden. Innenminister Franzen hatte die Polizei zurückgezogen und ließ die SA gegen eine feindlich gesinnte Menschenmenge vorgehen. Der sozialdemokratische „Volksfreund“ schrieb zu dem Gauparteitag: “Typische Spießbürger, Galgenvögelgesichter, verkrachte Offiziere, das ganze Geschmeiß um Hitler gab sich ein feuchtfröhliches Rendezvous".

Im Anschluss an das in Bad Harzburg veranstaltete Treffen der antirepublikanischen Kräfte ließ Adolf Hitler am 17. und 18. Oktober 1931 angeblich über 100.000 Angehörige der SA und anderer Organisationen der NSDAP aus dem gesamten Reichsgebiet in Braunschweig aufmarschieren. In einem Jahr, in dem kein Parteitag stattfand, unterstrich die NSDAP mit dieser Massenkundgebung ihre Führung im rechten Lager.

Zugleich bekräftigte Hitler seinen Anspruch auf die baldige Übernahme der Macht, wenn er bei der vorgenommenen Fahnenweihe betonte: „Die Feldzeichen, die ich Euch heute übergeben habe, sind die letzten vor dem Sieg“. Nach einem abendlichen Fackelzug durch die Stadt begann der 18.10. mit einer Massenversammlung auf dem Franzschen Feld. Dort „weihte“ Hitler in einer Zeremonie mehrere Fahnen und Standarten der angetretenen Formationen durch eine Berührung mit der so genannten „Blutfahne“ des gescheiterten Putsches von 1923. Am Nachmittag marschierten die Parteiformationen durch die Stadt. Hitler, der fast von der gesamten Parteiprominenz der NSDAP begleitet wurde, nahm den Vorbeimarsch auf dem Bohlweg in der Höhe des Schlosses ab.

 

Beim Eindringen von SA-Trupps in Arbeiterwohnstraßen kam es am Rande des Aufmarsches zu mehreren blutigen Auseinandersetzungen. Die Arbeiter Heinrich Fischer und Engelke wurden dabei getötet.